Die acht Advisory Board Mitglieder des Exzellenzclusters CASA sollen dazu beitragen, mit einem klaren Blick von außen die Arbeit des Clusters zu evaluieren. Von Anfang an dabei ist Mordechai M. "Moti" Yung. Der renommierte Kryptograph hat neben seiner Tätigkeit bei Google einen Lehrauftrag als Adjunct Professor an der Columbia University, USA, inne. Vor seiner Zeit bei Google hat er bei RSA Laboratories und Snap gearbeitet. Bekannt ist er vor allem für seine Arbeiten in dem Gebiet der Cryptovirology and Kleptography. Eine Übersicht seiner Publikationen finden Sie hier.
An dem diesjährigen CASA Retreat in Königswinter hat Moti Yung, zusammen mit Advisory Board Mitglied Srdjan Capkun (Interview hier), alle drei Tage teilgenommen und konnte so einen tiefergehenden Eindruck von der Arbeit des Clusters gewinnen. Im Interview spricht er über die Aufgaben als Advisory Board Mitglied und seine Erfahrungen auf dem Retreat.
Was interessiert Sie in der Forschung aktuell am meisten?
Ich habe viele Interessen (lacht). Dennoch kann man sagen, dass meine Arbeit sich aufteilt in die eher theoretischen Untersuchungen zur primären Kryptographie und ihren Nutzern in Systemen und der praktisch angewandten Forschungsarbeit und Unterstützung der Systementwicklung bei Google. Was die Forschung rund um CASA betrifft, so berührt meine Arbeit alle möglichen Aktivitäten des Clusters, natürlich mit einem Schwerpunkt auf Kryptographie.
Wie kann man aus Ihrer Sicht am besten sicherstellen, dass praktisches Denken Teil der Grundlagenforschung ist?
Es ist wichtig, beides zu verbinden: sich mit den Themen zu befassen, die uns in der Praxis interessieren und die eher theoretischen Modelle zu formalisieren. Ich kann das anhand einer Arbeit erklären, an der ich in den letzten Jahren beteiligt war. Bei meiner Arbeit bei Google war ich an der Einführung der Corona-Kontaktverfolgung beteiligt, die von Google und Apple entwickelt wurde. Wir hatten uns mit der Gesundheitsbehörde der deutschen Regierung zusammengetan, um bei der Corona App in Deutschland zu helfen. Dort beschäftigten wir uns mit der Frage, wie man theoretische Konzepte wie Pseudo-Random-Signale in Systeme einbettet, sie mit Bluetooth-Signalen kombiniert und sicherstellt, dass daraus ein Produkt unter Berücksichtigung aller anderen Randbedingungen entsteht. Hier bei CASA habe ich ein Projekt entdeckt, das sich mit diesem Thema befasst, und ich habe mich an einer kurzen Diskussion darüber beteiligt.
Sie genießen also den Retreat zum Austausch und Lernen?
Ich lerne immer dazu! Es ist wichtig, Ideen auszutauschen. Die Gespräche mit Studierenden und Dozierenden sind immer anregend. Ich hoffe, sie sagen das Gleiche über mich (lacht).
Sie sind ein Advisory Board-Mitglied der ersten Stunde. Wie entwickelt sich der Exzellenzcluster aus Ihrer Sicht?
Es läuft in allen akademischen Bereichen sehr gut und CASA weist ein gutes Potenzial für andere Aspekte auf, wie etwa die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungsgruppen und die Zusammenarbeit mit der Industrie, was im akademischen Bereich eher schwierig ist. Die akademische Exzellenz ist, wie erwartet, sehr hoch, und das Wachstum und die Leistungsfähigkeit sind sogar noch höher als ich erwartet habe.
Was müssen wir Ihrer Meinung nach noch verbessern?
Neben den Ideen, die ich mit dem Vorstand teile, habe ich eine allgemeine Aussage, auf die ich immer achte, wenn ich berate - egal, ob in Unternehmen oder in der Wissenschaft: Man darf sich nicht vom Anfangserfolg blenden lassen!
Aus internationaler Sicht: Wie sehen Sie die Cybersicherheit in Deutschland?
Vor allem in den letzten fünf Jahren hat Deutschland viel in die Cybersicherheit investiert und es läuft gut. Es gibt viele Talente und Cybersicherheit ist ein Bereich, der viel Aufmerksamkeit und viel Spezialwissen erfordert. In einigen führenden Zentren und an anderen Universitäten werden gute Kompetenzen aufgebaut. Auch die deutsche Industrie unternimmt ähnliche Anstrengungen. So gibt es im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Google in Deutschland umfangreiche Initiativen.
Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.