Ruhr-Uni-Bochum

ERC Advanced Grant für Prof. Dr. Eike Kiltz

Die Praxis ist oft komplex und mathematisch unschön – daher hat sich die theoretische Forschung vielfach mit Problemen beschäftigt, die mit der Realität wenig zu tun haben. Eike Kiltz möchte das in seinem ERC Grant ändern.

Eike Kiltz ist mit einem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet worden. Copyright: Caroline Schreer

Kryptografische Verfahren spielen eine entscheidende Rolle in der modernen IT-Sicherheit. Der Hauptfokus der Grundlagenforschung lag allerdings bislang auf rein theoretischen Problemen von geringer praktischer Relevanz. „Viele wichtige Kryptografie-Probleme aus dem realen Leben sind dabei vernachlässigt worden“, sagt Prof. Dr. Eike Kiltz vom Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität Bochum. Er möchte die Kluft zwischen Theorie und Praxis in der Kryptografie verringern. Der Europäische Forschungsrat ERC fördert ihn dazu mit einem Advanced Grant, der mit 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre dotiert ist. Das Projekt startet voraussichtlich Herbst 2022.

Im Projekt „REWORC“ verfolgt Eike Kiltz die Idee, die Theorie mehr an praktisch relevanten Problemen auszurichten. „Bisher hat die Theorie sehr viele Probleme angeschaut, die in der Praxis niemals auftauchen werden“, erklärt der IT-Sicherheitsexperte. „Praktische Probleme sind meist nicht so einfach greifbar, weil sie zu komplex und sozusagen mathematisch unschön sind.“ So ist bislang beispielsweise wenig über die formale Sicherheit des Signaturverfahrens bekannt, das in digitalen Kryptowährungen wie Bitcoin eingesetzt wird.

Solide theoretische Grundlage für die Praxis

Mit seinen Arbeiten im Rahmen des ERC Grants möchte Kiltz eine solide theoretische Grundlage für eine praxisrelevante Kryptografie schaffen. Er will die Sicherheit bestehender und bereits täglich milliardenfach eingesetzter Verfahren besser verstehen, etwa der ECDSA-Signaturen (kurz für: Elliptic Curve Digital Signature Algorithm), die bei Bitcoin im Einsatz sind.

Basierend auf Eike Kiltz’ Erkenntnissen sollen auch zukünftige kryptografische Protokolle, die vor Angriffen mithilfe von Quantencomputern schützen, effizienter gemacht werden.

Zur Person
Eike Kiltz studierte Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum, wo er 2004 auch seine Promotion abschloss. Anschließend war er ein Jahr als Postdoktorand an der University of California, San Diego, bis er 2005 ans Centrum voor Wiskunde en Informatica in Amsterdam wechselte. Dort blieb er bis 2010. Im August 2010 folgte er schließlich einem Ruf auf eine Professur an die RUB. Eike Kiltz gewann bereits viermal den Best Paper Award der renommierten Konferenz IACR EUROCRYPT. Er ist einer der Sprecher des Exzellenzclusters Cybersecurity in the Age of Large-Scale Adversaries, kurz CASA, das an der RUB angesiedelt ist. Neben anderen Drittmitteleinwerbungen wurde er 2013 bereits mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet und erhielt von 2010 bis 2014 Mittel aus einem Sofja Kovalevskaja Award der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Über den ERC
Der ERC, der 2007 von der Europäischen Union gegründet wurde, ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er fördert kreative Forscher*innen aller Nationalitäten und jeden Alters, die Projekte in ganz Europa durchführen. Der ERC bietet vier zentrale Förderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants. Mit seinem zusätzlichen Programm für Proof of Concept Grants hilft der ERC den Geförderten, die Lücke zwischen ihrer bahnbrechenden Forschung und den frühen Phasen ihrer Kommerzialisierung zu schließen. Der ERC wird von einem unabhängigen Leitungsgremium, dem wissenschaftlichen Rat, geleitet. Seit dem 1. November 2021 ist Maria Leptin die Präsidentin des ERC. Das Gesamtbudget des ERC für die Jahre 2021 bis 2027 beläuft sich auf mehr als 16 Mrd. EUR und ist Teil des Programms Horizont Europa, für das die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, zuständig ist.

Allgemeiner Hinweis: Mit einer möglichen Nennung von geschlechtszuweisenden Attributen implizieren wir alle, die sich diesem Geschlecht zugehörig fühlen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.